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Indien in der Krise: Zyklon Amphan und Corona-Restriktionen

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Indien in der Krise: Zwischen Zyklon Amphan, starkem Monsun und der Corona-Pandemie

von Eva Jasmin Thiessen, 27. August 2020

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2020 wird zweifelsohne als das Corona-Jahr in die Geschichte eingehen – doch für Südostasien und insbesondere Indien ist die Pandemie nur eine von verschiedenen Krisen. Amphan, der schlimmste Zyklon im Ganges-Delta seit 1999 und besonders starke Monsun-Überschwemmungen kommen zu den rasant steigenden Corona-Infektionen hinzu. Leider bleibt der Umfang der humanitären Krise in Südostasien und insbesondere in Indien in den westlichen Medien unterrepräsentiert.

Durch Zyklon Amphan zerstörte Häuser

Mitte Mai 2020 traf der Super-Zyklon Amphan auf die Küstenregionen Nordostindiens und zerstörte allein in Indien 1.7 Millionen Häuser.

 

Krise Nr. 1: Indien verzeichnet nach den USA und Brasilien die meisten Corona-Infizierten

In der Corona-Pandemie belegt Indien derzeit weltweit den traurigen dritten Platz – nach den USA und Brasilien sind hier aktuell die meisten Corona-Infizierten zu verzeichnen: Von den weltweit erfassten 24.1 Millionen Infektionen fallen über 3.3 Millionen auf Indien und es kommen täglich um die 60.000 Neuinfektionen hinzu (Quelle: John Hopkins Universität, Stand: 27. August 2020).

Doch warum hat sich gerade in Indien das Virus so stark verbreitet? Eine mögliche Erklärung könnte tatsächlich der Lockdown, beziehungsweise die hierdurch ausgelösten Wanderungen von Arbeiter*innen, sein.

 

Völkerwanderungen während der Corona-Pandemie

Der von Ministerpräsident Narendra Modi am 24. März über Nacht verhängte Lockdown hat die Schwächsten der indischen Gesellschaft am härtesten getroffen: Millionen Tagelöhner*innen in den indischen Metropolen wurden durch die Restriktionen über Nacht erwerbs- und in direkter Folge obdachlos. Vielen blieb nur der Weg zurück in ihre Heimatdörfer zu ihren Familien, um zu überleben.

Schätzungen zufolge haben sich etwa zehn Millionen Inder*innen im März und April auf den Weg zu ihren in Dörfern lebenden Familien gemacht. Der Lockdown hat zunächst also zu einer wahren Völkerwanderung geführt – und kann so erheblich zu der starken Ausbreitung beigetragen haben. Bei vielen der betroffenen Arbeiter*innen dürfte diese Corona-Wanderung traumatische Folgen haben: Einige mussten hunderte Kilometer zu Fuß zurücklegen, Hunger leiden oder sich sogar mit Chlor absprühen lassen, da sie als Infizierte galten.

 

Die volkswirtschaftliche Krise in der Pandemie

Die Rückkehr in die Heimatdörfer war für viele Arbeiter*innen zwar zunächst die einzig mögliche, aber keinesfalls eine langfristige Lösung: Die Arbeit in den Dörfern reichte nicht aus, um die Heimkehrer zu ernähren. Den Familien brachen die Geldsendungen aus den Metropolen weg. In den ersten zwei Wochen nach Beginn des Lockdowns seien die Geldsendungen der Arbeitsmigrant*innen in ihre Heimatdörfer um 90 Prozent gefallen, informiert Rishi Gupta, Chef des Geldtransfer-Unternehmens Fino Paytech in Bombay (Quelle: FAZ).

Trotz steigender Infektionszahlen begann im Juli deshalb die Rückwanderungen quer durch Indien – da der notwendige Lebensunterhalt ansonsten nicht verdient werden konnte.

 

Krise Nr. 2: Riesenzyklon Amphan verwüstet Indien und Bangladesch

Schwere Stürme sind in Südostasien zwar keine Seltenheit – doch der Zyklon Amphan (sprich “Um-Pun”) war der schlimmste Sturm dieser Art im Ganges-Delta seit 1999. Am 20. Mai erreichte Amphan das Grenzgebiet zwischen Indien und Bangladesch. In Indien wurden hierdurch ungefähr 1.7 Millionen Häuser zerstört, vor allem die Regionen Westbengalen und Odisha sind stark betroffen. Schätzungen zufolge liegen die Schäden bei ungefähr 13 Milliarden Euro: Damit ist Amphan der teuerste Zyklon in der Region des Nordindischen Ozean seit Beginn der Aufzeichnungen.

Besonders verheerend ist ein Sturm wie Amphan zu Zeiten Coronas: Die notwendigen Hygiene-Maßnahmen waren zu Beginn der Massen-Evakuierung nicht in der erforderlichen Form möglich. Notunterkünfte konnten in den letzten Monaten nicht in voller Auslastung genutzt werden. Heimatlosen Familien kann teilweise nicht ausreichend geholfen werden, an anderer Stelle können die notwendigen Corona-Restriktionen nicht immer eingehalten werden.

Der weg des Zyklons Amphan

Der Weg des Wirbelsturms Amphan führte über Indien nach Bangladesch. Der Zyklon erreichte dabei eine Windgeschwindigkeit von bis zu 185 Kilometern pro Stunde.

(Grafik: Melanie Haas)

 

Sundarban: Besonders schwer von Amphan getroffen

Die Sundarban-Inseln in Indien sind besonders stark durch Amphan verwüstet: Rund 100.000 Häuser wurden hier zerstört, weitere 700.000 beschädigt. Viele Familien behelfen sich mit Blättern oder Abfallmaterial zur Reparatur und dem Wiederaufbau ihrer Häuser. Andere leben unter freiem Himmel.

Neben der allgemeinen Verwüstung sind durch die Folgen des Zyklons nicht nur die Trinkwasser-Ressourcen knapp, sondern auch Ackerflächen zerstört. Da die Böden durch das Meerwasser entsprechend versalzen sind, sind die Bauern und Bäuerinnen nun auf Saatgut für salzresistente Pflanzen angewiesen, um überhaupt neue Ernten erzielen zu können.

 

Krise Nr. 3: Besonders starker Monsun

Zu der Verwüstung durch Corona und Amphan kam dieses Jahr ein ungewöhnlich starker Monsun hinzu: Bereits die Vor-Monsun Saison von März bis Mai brachte dieses Jahr knapp 20 % mehr Niederschlag als in durchschnittlichen Jahren in Südostasien.

Im Juli setzte schließlich der eigentliche Monsun ein und führte zu Überschwemmungen, unter anderem in Bangladesh, Indien und Nepal. Über neun Millionen Menschen in der Region haben ihre Häuser und Ernten verloren (Stand 29. Juli). Insgesamt stechen die Regenfälle und dadurch ausgelösten Überschwemmungen durch ihre Intensität und Dauer hervor – die Folge sind nicht selten Erdrutsche: Zuletzt kam es am 08. August zu einem weiteren Erdrutsch in Kerala, Südindien: Die Bewohner*innen des Ortes Idukki wurden praktisch im Schlaf überrascht.

Menschen lagern auf einer Straße in Indien

Auch 2013 wurde Indien bereits schwer von Überschwemmungen durch die Monsun-Regenfälle getroffen. Hunderte Menschen ertranken oder wurden von Erdrutschen mitgerissen.

 

ShelterBox unterstützt 1.400 Familien auf den Sundarban-Inseln

Die Verwüstung durch Amphan und den Monsun sind fatal, Indien befindet sich in einer humanitären Krise besonders drastischen Ausmaßes. Insgesamt mangelt es an Nahrungsmitteln und ausreichend Unterkünften – letzteres macht das notwendige Social Distancing in der Corona-Pandemie oft unmöglich. Die Aufbauarbeiten dauern zwar bereits Monate an, ein Ende ist jedoch vorerst nicht abzusehen.

ShelterBox versorgt im Rahmen der Aufbauarbeiten etwa 1.400 Familien auf den durch Amphan besonders schwer getroffenen Sundarban-Inseln mit Hilfsgütern. Das entsprechende Paket umfasst Bausätze für Unterkünfte, um beschädigte und zerstörte Häuser zu reparieren oder zu ersetzen. Decken, Schlafmatten, Moskitonetze, Küchensets und Hygienesets mit Seife, Eimer und Mund-Nasen-Masken gehören außerdem dazu.

Die Verteilung der Hilfsgüter geschieht in Kooperation mit Habitat for Humanity India. Die Zusammenarbeit mit örtlich bereits etablierten Strukturen erleichtert die Verteilung von Hilfspaketen sowie die Weitergabe von Wissen erheblich. Geplant sind zum Beispiel Schulungen zur Verwendung von Bambus beim Häuserbau, um die Familien Sundarbans beim Wiederaufbau ihrer Existenz zu unterstützen.

durch Zyklon Amphan zerstörte Häuser

Viele Familien auf den Sundarban-Inseln müssen ihre Häuser derzeit mit Blättern oder Abfallmaterialien provisorisch reparieren, andere sind übergangsweise bei Freunden oder Familienangehörigen untergekommen und nicht wenige müssen noch immer ohne Obdach unter freiem Himmel leben.

 

 

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Mehr über unseren Einsatz auf den Sundarban-Inseln


Zerstörte Häuser auf den Sundarban-Inseln

Zyklon Amphan

Wir unterstützen Familien auf den Sundarban-Inseln deren Häuser durch den Zyklon Amphan zerstört wurden.

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