Konflikt in Burkina Faso
2016 verübten islamistischer Kämpfer größere Angriffe in der Hauptstadt Ouagadougou. Die Zunahme der Gewalt hält noch immer an und es ist keine Verbesserung der Lage in Sicht.
Das Jahr 2020 fühlt sich bisher nicht nach Frieden an. Wir werden durch verschiedenste Krisen in Atem gehalten: Eine globale Pandemie und eine daraus resultierende Weltwirtschaftskrise, Polizeigewalt gegenüber der Black Community, durch Naturkatastrophen verschärfte humanitäre Krisen oder auch eklatante Menschenrechtsverletzungen an den EU-Außengrenzen – und hierbei handelt es sich nur um eine willkürliche, bei weitem nicht vollständige Liste.
Heute, am 21. September, jährt sich der von der Generalversammlung der Vereinten Nationen ausgerufene Weltfriedenstag (International Day of Peace). Dieser Tag ist eine gute Gelegenheit, sich folgende Fragen zu stellen:
Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York. Hier wurde am 21. September 1981 der International Day of Peace verkündet. © Pixabay/ Jens Junge
Die kürzeste (und vermutlich auch verkürzende) Definition von Frieden lautet: Abwesenheit von Krieg oder kriegsähnlichen Zuständen.
Nach dem quantitativen Kriegsbegriff nach David Singer und Melvin Small gilt ein gewaltsamer Konflikt mit jährlich mindestens 1.000 getöteten Kombattanten (Personen, die gemäß dem Völkerrecht zu Kriegshandlungen berechtigt sind) als Krieg (Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung).
Der Nahostkonflikt um die Region Palästina, welcher insgesamt zu acht Kriegen führte, dauert bis zum heutigen Tag an. © Unsplash/ Benjamin Rascoe
Kritisiert werden quantitative Kriegsbegriffe unter anderem in Hinblick darauf, ob ein Krieg überhaupt einzig über seine direkten Auswirkungen definiert werden sollte und nicht vielmehr über dessen Charakteristika und Ursachen verstanden werden muss. Dem versuchen qualitative Kriegsbegriffe gerecht zu werden. Hiernach ist ein Krieg zum Beispiel ein gewaltsamer Massenkonflikt, der folgende Merkmale aufweist:
In Ergänzung zum qualitativen Kriegsbegriff gibt es den der kriegerischen Konflikte; hier sind nicht alle Kriterien der Kriegsdefinition erfüllt.
Aleppo wurde während des syrischen Bürgerkriegs stark umkämpft. Weite Teile der Stadt wurden zerstört und ein Großteil der Bevölkerung ist geflohen. © Unsplash/ Aladdin Hammami
Laut der diesjährigen Prognose des International Rescue Commitees sind folgende Länder besonders schlimm von politischen Krisen und kriegerischen Zuständen gezeichnet (Quelle: IRC):
Jemen: Der Jemen befindet sich seit 2015 im Bürgerkrieg und hat seitdem über 3.6 Millionen Binnenvertriebene zur Folge gehabt. Etwa 80 % der Bevölkerung ist auf humanitäre Hilfe angewiesen.
Demokratische Republik Kongo: Der Kongo hat innerhalb von Afrika die meisten Binnenvertriebenen, über fünf Millionen Menschen mussten ihre Dörfer verlassen. Etwa 16 Millionen Menschen im Kongo sind auf humanitäre Hilfe angewiesen – durch den weltweiten zweitgrößten Ebola-Ausbruch ist die Lage besonders prekär.
Syrien: Schon seit 2011 befindet sich Syrien im Bürgerkrieg, etwa die Hälfte der Bevölkerung ist innerhalb des Landes vertrieben worden – knapp sechs Millionen Menschen sind über die Landesgrenzen geflohen.
Nigeria: Das Land hat mit mehreren Konflikten zu kämpfen, seit gut zehn Jahren befindet sich der Nordosten des Landes im Aufstand. Hier lebten im November 2019 über zwei Millionen Vertriebene, etwa 250.000 Menschen sind 2019 in Nachbarländer geflohen.
Verteilung von Hilfsgütern an Geflohene und Vertriebene in Nigeria, in Kooperation mit unserem Partner ACTED.
Venezuela: Ende 2019 sind etwa 4.6 Millionen Venezolaner*innen aus dem Land geflohen, vor Corona waren das etwa 5.000 Menschen pro Tag.
Afghanistan: Das Land in Südasien wird seit Jahrzehnten von politischen Konflikten zermürbt, etwa 25 % der Bevölkerung ist auf humanitäre Hilfe angewiesen. Circa 2.5 Millionen afghanische Geflüchtete wurden im Ausland registriert.
Südsudan: Der Bürgerkrieg im Südsudan hat seit 2013 fast 400.000 Menschen das Leben gekostet. 7.5 Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. 2.2 Millionen Menschen mussten aufgrund der gewaltsamen Konflikte in anderen Ländern Schutz suchen.
Burkina Faso: Die humanitäre Lage in Burkina Faso hat sich im letzten Jahr rapide verschlechtert. Dies ist vor allem auf Konflikte zwischen bewaffneten Gruppen zwischen Osten und Westen des Landes zurückzuführen. Von 2018 bis 2019 wurden etwa 500.000 Menschen vertrieben.
Familien in Burkina Faso, die vor der extremistischen Gewalt geflohen sind. Die Krise in dem Land spitzt sich mit extremer Geschwindigkeit zu. © HELP/ Anne Mimault
Somalia: Seit 1991 sorgen Konflikte in Somalia für Instabilität, etwa 40 % der Bevölkerung ist auf humanitäre Hilfe angewiesen. 740.000 Somalier*innen sind in andere ostafrikanische Länder geflohen, weitere 2.6 Millionen Menschen wurden innerhalb des Landes vertrieben.
Zentralafrikanische Republik: Durch anhaltende Konflikte sind 2.6 Millionen Menschen, mehr als die Hälfte der Bevölkerung des Landes, auf Hilfe angewiesen. Mehr als 600.000 Menschen wurden intern vertrieben, weitere 600.000 sind in Nachbarländer geflohen.
Die Einschätzung des International Rescue Committee gibt zwar einen Überblick über die schlimmsten singulären Brennpunkte, zeichnet jedoch keine globalen Trends nach. Der Frage nach generellen Entwicklungen lässt sich stattdessen in Anlehnung an den im Juni 2020 vom Institut für Wirtschaft und Frieden (IEP) zum 14. Mal veröffentlichten Bericht zum Global Peace Index (PPI) nachgehen (Quelle: Vision of Humanity).
Der Zustand von Frieden wird dabei anhand dreier Merkmale gemessen:
Hierauf basierend wird allen betrachteten Ländern und Territorien ein GPI-Score zugeordnet.
Bürgerproteste läuteten bereits häufiger in der Geschichte kriegerische Konflikte ein und werden daher stets auch mit gewisser Sorge beobachtet. In jüngster Vergangenheit kam es unter anderem in Weißrussland (Bild links: © Unsplash/ Andrew Keymaster) und in den USA (Bild rechts: © Unsplash/ Kalea Morgan) zu großen Massendemonstrationen.
Der Bericht des IEP kommt unter anderem zu folgenden Schlüssen in Bezug auf die Friedfertigkeits-Entwicklung der Welt seit 2019:
Neben der Einschätzung allgemeiner Entwicklungen wird im GPI auch ein eindeutiges “Friedens-Ranking” vorgenommen, das die analysierten Staaten und Territorien nach Friedfertigkeits-Score auflistet. Deutschland landet hier auf Platz 16. Die fünf weltweit friedlichsten Staaten sind Island, Neuseeland, Portugal, Österreich und Dänemark.
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2016 verübten islamistischer Kämpfer größere Angriffe in der Hauptstadt Ouagadougou. Die Zunahme der Gewalt hält noch immer an und es ist keine Verbesserung der Lage in Sicht.
Der gewaltsame Aufstieg von Boko Haram begann im Jahr 2009, als die extremistische Gruppe gegen die nigerianische Regierung rebellierte. Seitdem hat sich der Konflikt auf die Nachbarländer ausgeweitet.
von Zaha Al Ghusain, 21. September 2020
von Zoey Weddige, 21. September 2020
von Zoey Weddige, 21. September 2020