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Wie funktioniert eigentlich die Koordination humanitärer Hilfe im Katastrophenfall?

Zelt im Minawao Camp in Kamerun

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Wie funktioniert eigentlich die Koordination humanitärer Hilfe im Katastrophenfall?

von Clara Lenz, 28. September 2020

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Titelbild: In Zusammenarbeit mit dem UNHCR und IEDA Relief hat ShelterBox 2020 im Minawao Flüchtlingslager (Kamerun) 743 Zelte, 560 Shelter Kits, 2000 Pakete mit Planen und Seilen sowie diverse Haushaltsgegenstände bereitgestellt.

Es gibt hunderte international-agierende Organisationen im Bereich humanitäre Hilfe mit ganz verschiedenen Spezialisierungen. Manche kümmern sich um die medizinische Versorgung, andere stellen beispielsweise Betroffenen Nahrung zur Verfügung. Doch wie wird entschieden, welche Organisationen im Katastrophenfall in den Einsatz gehen?

Der sogenannte Cluster-Ansatz verschafft hier Klarheit. Auf Grundlage dessen können Hilfsmaßnahmen in Krisenregionen deutlich besser koordiniert werden, damit letztlich eine umfangreiche und vor allem effektive Unterstützung angeboten werden kann.

Verteilung von Hilfsgütern in Äthiopien durch ShelterBox und IOM

Verteilung von Hilfsgütern in Äthiopien im West Guji Gebiet 2020. Hier handelte es sich um eine Kooperation von ShelterBox und der IOM (International Organization for Migration).

Der Cluster-Ansatz

Um im Katastrophenfall schnell und zielführend handeln zu können, ist die Koordination der Hilfsorganisationen zwingend notwendig. Dafür wurde im Jahr 2005 von den Vereinten Nationen und dem Inter-Agency Standing Committee (IASC), einem Komitee für humanitäre Hilfe aus 18 Vertretern von UN- und Nicht-UN-Organisationen, der Cluster-Ansatz eingeführt.

Wie die Übersetzung des Wortes Cluster als Verbund oder Ansammlung schon impliziert, handelt es sich bei diesem Ansatz um die Einteilung von international-agierenden Organisationen in Gruppen. Die Cluster wurden thematisch nach Art der Hilfe gebildet. Ein Koordinator (seit 2017: Marc Lowcock) steht über den herausgebildeten, globalen Clustern und stimmt die verschiedenen Bereiche auf der obersten Ebene ab. Jeder einzelne Bereich wird wiederum durch eine Organisation geleitet, die dann die genaueren Abläufe mit anderen Organisationen innerhalb ihres Clusters regelt. In den Führungs- und Leitpositionen der Cluster sind hauptsächlich UN-Organisationen vertreten (Quelle: WHO).

Folgende elf Cluster wurden von der UN und dem IASC herausgearbeitet:

 

Cluster Leitung durch
Camp Coordination and Camp Management
(Camp Koordination und Camp Management)
IOM/ UNHCR
Early Recovery
(Frühe Erholung)
UNDP
Education
(Bildung)
UNICEF & Save the children
Emergency Telecommunications
(Notfalltelekommunikation)
WFP
Food Security
(Nahrungssicherheit)
WFP & FAO
Health
(Gesundheit)
WHO
Logistics
(Logistik)
WFP
Nutrition

(Ernährung)

UNICEF
Protection
(Schutz)
UNHCR
Shelter
(Unterkunft)
IFRC/ UNHCR
Water, Sanitation and Hygiene
(Wasser, Sanitäranlagen und Hygiene)
UNICEF

Quelle: HumanitarianResponse

Abkürzungen: IOM (International Organization for Migration), UNHCR (United Nations High Commissioner for Refugees), UNDP (United Nations Development Programme), UNICEF (United Nations Children’s Fund), WFP (World Food Programme), FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations), WHO (World Health Organization), IFRC (International Federation of Red Cross and Red Crescent Societies)

 

Innerhalb eines Clusters arbeitet die Leitorganisation mit vielen Partnerorganisationen, unter anderem auch NGOs, zusammen. Beispielsweise hat die WHO, die führende Organisation im Cluster Gesundheit, 30 Partnerorganisationen.

Im Katastrophenfall wird durch einen humanitären Koordinator vor Ort evaluiert, welche Schäden entstanden sind und welche Cluster benötigt werden. Die Leitorganisationen der Cluster wählen dann Organisationen aus, die vor Ort in den Einsatz gehen und helfen.
Neben dem globalen Cluster gibt es meist auch auf Länderebene Notfall-Cluster. Diese unterscheiden sich oftmals von dem globalen Cluster. Wenn in einem Katastrophenfall ein Bereich durch lokale Notfallhilfe gedeckt werden kann, wird die internationale Hilfe nicht eingesetzt. Auch Kooperationen zwischen der internationalen Hilfe und lokalen Hilfsmöglichkeiten können zustande kommen und werden in diesem Fall von dem Koordinator vor Ort abgestimmt.

Insgesamt besteht der große Vorteil des Cluster-Ansatzes darin, dass weniger Lücken in der Versorgung mit Hilfsgütern entstehen und gleichzeitig ein Überschuss an nicht notwendigen Hilfsgütern vermieden werden kann. Dadurch werden humanitäre Ressourcen effektiver genutzt. Außerdem hat diese Reform in der humanitären Hilfe wesentlich dazu beigetragen, dass Partnerschaften zwischen UN-Organisationen und anderen NGOs sowie Kooperationen der NGOs untereinander gestärkt wurden.

Kooperation von ShelterBox und Rotem Kreuz in Tansania
Kooperation von ShelterBox und Rotem Kreuz in Mosambik
Kooperation von ShelterBox und Rotem Kreuz in Paraguay

Auch mit dem Roten Kreuz hat ShelterBox in der Vergangenheit bereits mehrfach kooperiert, unter anderem beim Einsatz in Tansania in diesem Jahr (Bild oben links), in Mosambik 2017 (Bild oben rechts) und in Paraguay 2016 (Bild unten).

Das Global Shelter Cluster

Bei Naturkatastrophen, aber auch in Kriegsgebieten wird fast immer Lebensraum zerstört und viele Menschen verlieren dadurch ihr Zuhause. Für einen sicheren und würdevollen Ersatz in Notsituationen, setzen sich zahlreiche Organisationen ein. Das Global Shelter Cluster koordiniert diese.

Jene Gruppe wird von der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung (IFRC) sowie dem Hohen Flüchtlingskommissar der UN (UNHCR) geführt. Das UNHCR organisiert Einsätze in Regionen mit Konfliktsituationen, während die IFRC bei Naturkatastrophen vermittelt.

Derzeit sind sie in 30 Regionen aktiv, unter anderem in Syrien, im Jemen und in der Demokratischen Republik Kongo. Sie haben 45 feste Partnerorganisationen, mit denen sie regelmäßig Unterkünfte zur Verfügung stellen. Eine davon ist ShelterBox. Dazu kommen jährlich noch einige hundert, wechselnde Partner, die vor Ort unterstützen. Allein im Jahr 2020 (Stand 27.09.2020) gab es 802 Kooperationen und es konnten über das Global Shelter Cluster schon 7.2 Millionen Bedürftige mit Notunterkünften versorgt werden (Quelle: Global Shelter Cluster).

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