menu
ShelterBox logo

Die Spanische Grippe – tödlicher als der erste Weltkrieg

Spanische Grippe: Tödlicher als der erste Weltkrieg; Bild von Wikimedia

Blog, Wissen


Die Spanische Grippe – tödlicher als der erste Weltkrieg

von Sabine Zink, 9. Juni 2022

  • Blog
  • Wissen

Vor mehr als zwei Jahren verbreitete sich das Corona-Virus in nur zwei Monaten über alle Kontinente hinweg. Eine Pandemie dieses Ausmaßes ist allerdings nichts Neues: Vor ungefähr 100 Jahren grassierte die Spanische Grippe, die 50 bis 100 Millionen Tote forderte. Allein an dieser Dimension gemessen, stellt diese Grippe-Pandemie zwischen den Jahren 1918 und 1920 bis heute die größte Menschheitskatastrophe seit der Pest im 14. Jahrhundert dar.

Patient:innen rangen nach Luft, ihr Kopf und ihre Glieder schmerzten, sie husteten und hatten hohes Fieber. Teilweise fielen ihnen Haare und Zähne aus und bei manchen färbte sich die Haut rot, dunkelblau oder sogar schwarz, denn der Körper wurde kaum noch mit ausreichend Sauerstoff versorgt. (Quelle: Berlin.de) Anders, als ihr Name vermuten lässt, traten diese Symptome zuerst 1918 in den Vereinigten Staaten, in der Ödnis von Haskell County in Kansas, auf. Landarzt Dr. Loring Miner beobachtet diese bei seinen Patient:innen auf den entlegenen Farmen. Was er als Grippe diagnostizierte, raffte vor allem junge, starke Männer dahin, welche häufig die Ernährer der Familien waren. Der eindringliche Alarm von Miner an den US Public Health Service wurde jedoch ignoriert, denn damals war die Grippe noch keine meldepflichtige Krankheit. (Quelle: MDR)

Spanisch oder doch nicht?

Doch woher kommt nun der Name „Spanische Grippe“? Obwohl der Ursprung höchstwahrscheinlich in den USA zu finden war, entstand die Bezeichnung aus der Kriegssituation. Während in den kriegsführenden Staaten des ersten Weltkriegs Meldungen über eine neue Influenzawelle zensiert wurden, gab es in Spanien keine Einschränkungen der Presse. Dort berichtete die Nachrichtenagentur Reuters am 27. Mai 1918 von der Erkrankung des spanischen Königs und für viele andere Nationen war der Name „Spanische Grippe“ geboren. Auch versuchte man mit der Bezeichnung, dem Geschehen auf die Spur zu kommen. Zugleich wurde die Krankheit auf diesem Wege, wie schon viele andere vor ihr, als etwas Fremdes gekennzeichnet, das eingedrungen ist oder eingeschleppt wurde. (Quelle: Friedrich-Ebert-Stiftung)

Die Pandemie nahm im Frühling 1918 ihren Lauf und kam, je nach Ort, in zwei oder drei weiteren Wellen. Zunächst waren besonders Soldaten der Grenzbesetzungstruppen und Rekrutenschulen betroffen. Im Herbst 1918 rollte dann die zweite Welle mit einer ungeahnten Zerstörungskraft über die Menschheit hinweg. In Paris zum Beispiel starben allein in den ersten Oktobertagen mehr als 200 Menschen pro Tag. In vielen Gegenden weltweit flammte die Krankheit im darauffolgenden Frühjahr erneut auf. Die Rückkehr der Krankheit im Herbst führte zu einem traurigen Rekord an Todeszahlen. Außerdem löst sie chaotische Zustände und Panik in der Bevölkerung aus. Ganz besonders auffällig war, dass die Sterblichkeit bei Personen zwischen 20 und 40 Jahren am höchsten lag. Verwunderlich war ebenso der ausgesprochen aggressive Charakter der Krankheit und ihr rascher Verlauf. Einige Erkrankte entwickelten nur schwache Symptome und erholten sich schnell wieder. Doch nicht immer war dann alles überstanden. Auch Wochen nach der Genesung klagten sie darüber, sehr müde und erschöpft zu sein. Auch neurologische Störungen und Depressionen waren die Folgen. Andere Personen hingegen starben sehr schnell an Lungenentzündungen, die von starken Blutungen begleitet waren. (Quelle: Berlin.de)

 

Spanische Grippe: Camp Funston in Fort Riley, Kansas während der spanischen Grippe

Camp Funston, ein Ausbildungslager der US Army in Kansas, während der Pandemie im Jahre 1918, Bild von Wikimedia.

 

Inzwischen ist man sicher, dass die Spanische Grippe durch eine Vogelgrippe ausgelöst wurde. Jedoch wusste zu Beginn der Pandemie im Jahr 1918 niemand von diesen Kettenreaktionen und der Möglichkeit, dass ein Virus nach nur 10.000 Neuerkrankungen bereits mutieren kann. Schutzmaßnahmen wurden im tobenden Weltkrieg und durch die herrschende Zensur zuerst ignoriert: Kriegsschiffe transportieren Erkrankte unwissentlich in andere Länder und auch auf dem Land selbst breitete sich die Seuche durch Transporte von Truppen sowie Fluchtbewegungen rasant aus. (Quelle: Friedrich-Ebert-Stiftung)

 

Kaum Maßnahmen und wirkungslose Medizin ebnen der Krankheit den Weg

Maßnahmen wie Quarantäne wurden in Europa aufgrund der Mangelwirtschaft und der wenig entwickelten Diagnostik viel zu spät eingeleitet. Medikamente zeigten keine Wirkung und Therapien wie die invasive Beatmung gab es damals nicht. Notfallpläne, Programme zur Aufklärung und Prophylaxe finden damals nur in sehr geringem Maße statt. Wie schon in der Corona-Pandemie reagierten Behörden auf verschiedene Art und Weise, was die Verbreitung deutlich beeinflusste. In jenen Städten und Regionen, in denen die Verantwortlichen proaktiv – meistens nicht-medizinische – Maßnahmen ergriffen, konnten die Ansteckungen hinausgezögert werden und die Zahl der Erkrankungen nahm ab. Besonders schnell reagierte New York City und verhängte umfassende Isolierungs- und Quarantänemaßnahmen für Leute, die Kontakt mit Erkrankten hatten. Die betreffenden Häuser wurden von außen deutlich sichtbar gekennzeichnet. (Quelle: zm-online)

 

Freiwillige Helfer des Roten Kreuz, die den Einwohnern Schutzmaßnahmen vor der Krankheit erläutern, 1918, Bild von Wikimedia.

Herdenimmunität ließ die Gefahr harmloser werden

Es waren weder die höheren Temperaturen noch die selbst gemixten Heilmittel, welche die Krankheit bezwangen. Letztendlich half die Herdenimmunität, die sich langsam einstellte. Die Menschen, die die Erkrankung überlebten, waren nach ihrer Genesung durch Antikörper geschützt. Folglich konnten sich die Erreger nicht mehr so rasant ausbreiten und das Virus mutierte zu einer weniger aggressiven Form. Der Preis für die Herdenimmunität von bis zu 100 Millionen geschätzten Opfern, bei einer damaligen Weltbevölkerung von etwa 1,8 Millarden Menschen insgesamt, war aber am Ende der Pandemie ungeheuer hoch. (Quelle: Der Standard)

 

Lehren für die aktuelle Pandemie?

Schon während der spanischen Grippe zeigte sich, wie wichtig Schutz- und Hygienemaßnahmen in einer Pandemie sind. Auch weil diese aufgrund verschiedener Gründe nicht konsequent durchgesetzt werden konnten, hatte diese Grippe-Pandemie so verheerende Folgen. In Deutschland gibt es zum Schutz vor COVID-19 im Gegensatz zu vielen Entwicklungsländern ausreichend Impfstoff, sodass viele Menschen vor einem schweren Krankheitsverlauf gut geschützt sind. Außerdem galt die AHA-Formel (Abstande, Hygiene, Alltagsmaske) die meiste Zeit als wichtige Leitlinie. Doch viele Menschen, die aufgrund von Katastrophen oder Konflikten ihr Zuhause verloren haben, haben nicht nur kaum Zugang zu Impfstoff. Für sie ist es auch besonders schwierig, Schutzmaßnahmen konsequent umzusetzen. Darum haben auch wir von ShelterBox unsere Arbeitsweise angepasst. Hier erfahren Sie mehr darüber, wie wir Menschen unterstützen, sich in überfüllten Lagern und in Katastrophengebieten zu schützen.

 

Mehr zur Corona-Pandemie


COVAX: Wie globale Ungleichheiten in der Impfstoffverteilung ausgeglichen werden - Bild von von Wilfried Pohnke auf Pixabay

COVAX: Wie globale Ungleichheiten in der Impfstoffverteilung ausgeglichen werden

Seit Beginn diesen Jahres ist in Deutschland langsam die Impfkampagne zur Corona-Schutzimpfung ins Rollen gekommen. Auf der ganzen Welt haben jedoch zahlreiche Länder überhaupt keinen Zugang zu Impfstoffen. Die COVAX-Initiative will das ändern.

Jetzt lesen

Corona-Pandemie

Das Coronavirus schafft ein ganz neues Risiko für Familien, die ihr Zuhause verloren haben. Darum passen auch wir von ShelterBox uns an.

Mehr Erfahren

5 Fakten über das Coronavirus

Und welche Auswirkungen es auf Familien hat, die von Katastrophen und Konflikten betroffen sind.

Jetzt lesen

NEWSLETTER

Ja, ich möchte regelmäßig Informationen über die Arbeit von ShelterBox, was meine Unterstützung bewirkt und wie ich helfen kann erhalten.

Sie können den Newsletter jederzeit abbestellen. Bitte lesen Sie unsere Datenschutzerklärung für weitere Informationen.

  • Blog
  • Wissen
Jetzt teilen:
  • Facebook icon Facebook
  • linkedin icon LinkedIn
  • Twitter

Ähnliche Beiträge

Blog


Hinter den Kulissen unseres Kamerun-Einsatzes: das sagen die Menschen auf den Bildern!

von Zaha Al Ghusain, 9. Juni 2022

Werfen Sie einen Blick hinter die Kulissen eines Workshops zum ethischen Storytelling im Minawao-Flüchtlingslager in Kamerun.
Jetzt lesen
Wie ShelterBox versucht, weniger Plastik zu verbrauchen. Hilfslieferungen von ShelterBox für die Ukraine

Blog, News


Das Plastikproblem: unsere Bemühungen, es besser zu machen

von Zoey Weddige, 9. Juni 2022

Plastikverschmutzung ist ein globales Problem: Etwa 7 der 9,2 Milliarden Tonnen Plastik, die zwischen 1950 und 2017 produziert wurden, sind in unseren Ozeanen oder auf Mülldeponien gelandet....
Jetzt lesen

Blog, Gesichter und Geschichten


Nach dem Erdbeben in Haiti: Die Geschichten von Venita, Princile und Céyant

von Zoey Weddige, 9. Juni 2022

Nachdem das Land am Samstag, den 14. August, 2021, von einem Erdbeben der Stärke 7,2 erschüttert wurde, schickte ShelterBox ein Team nach Haiti. Bei dem Erdbeben wurden zahlreiche Gebäude...
Jetzt lesen
Mehr anzeigen

Navigation

  • Spenden
    • Online Spenden
    • Bitcoin Spenden
    • Regelmäßig Spenden
    • Anlass- und Geschenkspenden
    • Testaments- und Gedenkspende
    • Geldauflagen
  • Mitmachen
    • Ehrenamt
    • Eigene Aktion starten
    • Young ShelterBox
  • Aktuelles
    • Aktuelle Einsätze
    • Corona-Pandemie
    • Klimakrise
    • Katastrophen erklärt
    • Neuigkeiten
  • Über uns
    • Wer wir sind
    • Unsere Hilfsgüter
    • Wie wir helfen
    • Wie wir wirken
    • Unsere Partner
  • Blog
    • Alle Beiträge
    • News
    • Wissen
    • Gesichter und Geschichten
    • Werde aktiv
    • Empfehlungen der Redaktion

Utility Nav

  • SPENDEN

Site map

  • Über uns

    • Wer wir sind
    • Transparenz
    • FAQ
    • Datenschutz
  • Kontakt

    • Fragen & Anregungen
    • Newsletter
    • Stellenangebote
    • Impressum
  • Downloads

    • Jahresberichte und Satzungen
    • Presseinformationen

Suche

Small Print

© 2024 ShelterBox Germany e.V. und ShelterBox Trust, sofern nicht anders angegeben.
Impressum Datenschutz

ShelterBox Germany e.V. ist als eingetragene gemeinnützige Organisation von der Körperschaft- und Gewerbesteuer
gem. §5 I 9 KStg. unter der Steuernummer 27/677/65809 befreit.


NEWSLETTER

Ja, ich möchte regelmäßig Informationen über die Arbeit von ShelterBox, was meine Unterstützung bewirkt und wie ich helfen kann erhalten.

Sie können den Newsletter jederzeit abbestellen. Bitte lesen Sie unsere Datenschutzerklärung für weitere Informationen.