Abends warm und sicher im Bett zu liegen, das Licht auch an dunklen Abenden einschalten zu können und sich immer dann mit sauberem Wasser zu erfrischen, wann man es möchte – das ist für viele Menschen in Deutschland nahezu selbstverständlich. Für eine Menge anderer Personen auf dieser Welt ist es das nicht, obwohl das Recht auf Obdach und eine menschenwürdige Unterkunft seit mehr als siebzig Jahren fest in den Menschenrechten integriert ist.
Am 10. Dezember 1948 hielten die Vereinten Nationen in ihrer „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ die Rechte fest, die jeder Person von Geburt an ohne Bedingungen oder Einschränkungen zustehen. Und dennoch: Jedes Jahr erinnern sie am sogenannten Tag der Menschenrechte am 10. Dezember daran, dass diese Rechte immer wieder verletzt oder nicht eingehalten werden. So auch das „Recht auf Obdach“, das viele Individuen weltweit nicht genießen können. Die Vereinten Nationen schätzen, dass eine Milliarde Menschen derzeit in Armensiedlungen leben. (Quelle: UN Habitat) Die Lage und die Bedingungen dieser Siedlungen, etwa an stark befahrenen Straßen, Bahnstrecken oder an Flussufern stellen dabei ein hohes Risiko für ihre Gesundheit dar. Rund 100 Millionen Menschen sind ganz ohne eine feste Behausung. (Quelle: UN Habitat) Sie verbringen die Nächte in Not-Unterkünften, in öffentlichen Gebäuden oder schaffen sich ihre Behausungen selbst aus Material, das eigentlich für den Müll bestimmt ist. Während es in Industrienationen eher Schulden, Trennung oder der Verlust der Arbeitsstelle sind, die zu Obdachlosigkeit führen, liegt es in Schwellen- sowie Entwicklungsländern an anderen Ursachen. Kriege, Armut, die mit dem Klimawandel einhergehenden Unwetter oder eine verfehlte Siedlungspolitik treiben Menschen aus ihrem geschützten Lebensraum. In den Krisengebieten sind dann Lebensmittel, Wasser, Hygieneartikel, Decken sowie Kleidung wertvolle Güter.
Keine schulische Bildung oder medizinische Versorgung
Vor allem die Jüngsten von ihnen haben keinen sicheren Rückzugsort. Straßenkinder sind beispielsweise nahezu täglich mit Gewalt, Drogen und Kriminalität konfrontiert. In vielen Fällen reißen Kinder und Jugendliche als Reaktion auf Gewalt und Missbrauch in der Familie von Zuhause aus. Andere haben ihre Eltern durch Kriege oder Krankheiten verloren. Getrieben von Armut und Perspektivlosigkeit ziehen viele Familien vom Land in die Städte. Doch fristen sie dort häufig ein Leben in Armensiedlungen oder sogar ganz ohne ein Dach über dem Kopf und ziehen ihre Kinder auf der Straße auf. Die Kinder haben daher oft keine Chance, die Schule zu besuchen, medizinisch versorgt zu werden oder einen Arbeitsplatz zu finden, so dass es kaum möglich ist, aus diesem Teufelskreis von Armut und Obdachlosigkeit auszubrechen. Obdachlosigkeit betrifft nicht nur individuelle Lebenschancen. Sie hat auch hohe finanzielle sowie gesamtgesellschaftliche Kosten zur Folge. Schließlich sind soziale Ungleichheiten innerhalb der Gesellschaft oft Auslöser politischer Unruhen, die den Frieden gefährden. Damit Menschen in Zukunft harmonisch zusammenleben und eine Zukunft aufbauen können, ist es deshalb besonders wichtig, die Kluft zwischen Armen und Reichen zu minimieren.
Obdachlosigkeit macht auch vor den Jüngsten nicht halt. Fanne (30) sitzt mit drei ihrer acht Kinder auf einer Decke im Minawao Flüchtlingscamp in Kamerun, nachdem sie vor Gewalt durch Boko Haram in ihrer Heimat Nigeria fliehen musste.
Katastrophen und Konflikte sind eine besondere Bedrohung
Wenn die Erde bebt oder ganze Häuser von Fluten einfach mitgerissen werden, dann verlieren die Menschen dort mit einem Schlag alles. Besonders verheerend ist, dass die Katastrophen nicht nur zahlreiche Opfer fordern, sondern auch einen immensen wirtschaftlichen Schaden im Land anrichten können. Die Auswirkungen hängen dabei von Stärke und Dauer der Katastrophe, der Größe der dort lebenden Bevölkerung sowie der Qualität der Häuser ab. Doch auch danach fordern Folgeschäden wie Schlammlawinen, Erdrutsche oder Tsunamis immer wieder ihren Tribut und machen Menschen obdachlos.
Doch auch Kriege und Vertreibungen führen dazu, dass viele Menschen keinen festen Wohnort mehr haben. So hat zum Beispiel der Krieg in Syrien Hunderttausende obdachlos gemacht. (Quelle: Medeor) Zudem herrschen in den umkämpften Städten Hunger und Seuchen. Viele haben sich mit Polio angesteckt, da wegen des Bürgerkriegs kein staatliches Impfprogramm auf die Beine gestellt werden konnte. (Quelle: Ärzteblatt) Krankheiten werden auch in Nigeria eine Gefahr: Jene, die von der Terrormiliz Boko Haram aus ihren Häusern vertrieben wurden und aus diesem Grund keine Unterkunft mehr haben, sind etwa Gelbfieber und anderen Krankheiten ausgesetzt, die auf mangelhafte Wasserqualität oder Hygiene zurückzuführen sind. (Quelle: WHO)
Katastrophen sind häufig ein Grund dafür, dass Menschen obdachlos werden.
Schnelle Hilfe ist unverzichtbar
Wird ein Entwicklungsland etwa von einer Katastrophe erfasst, so mangelt es an Mitteln, um die Notlage auf eigene Faust zu bewältigen. Und es kommt noch schlimmer, denn mit Behausungen, der Infrastruktur, den Äckern, Schulen oder Krankenhäuser wird auch gleichzeitig die Lebens- sowie Arbeitsgrundlage der dortigen Bevölkerung zerstört. Die Folge: Menschen geraten in eine lebensbedrohliche Not. Ihre Aussichten auf bessere Lebensverhältnisse schwinden deutlich. Um zu vermeiden, dass die vielen Obdachlosen zusätzlich unter den Umständen leiden, muss schnell gehandelt werden: Menschen sind verletzt oder traumatisiert, haben weder sauberes Trinkwasser oder Nahrung, noch funktionierende Sanitäranlagen oder einen geschützten Ort and den sie und ihre Angehörigen sich zurück ziehen können. Sofortige Hilfe kann verhindern, dass Seuchen durch mangelnde Hygiene ausbrechen oder es zu Plünderungen und Unruhen kommt.
Die Pandemie erschwerte die Lage deutlich
Die Pandemie trifft nicht nur unsere Gesellschaft hart, sondern erhöht die Armut auf der ganzen Welt: Die Situation wirft nicht nur arme Länder in ihrer Entwicklung zurück, sondern bedroht auch die Gesundheit all jener, die sowieso schon in hygienisch schwierigen Bedingungen leben müssen. Egal, ob diese Personen obdachlos sind oder auf engstem Raum zusammenwohnen: Es ist nahezu unmöglich, die Corona-Schutzmaßnahmen einzuhalten, um eine Ansteckung mit der Krankheit zu vermeiden. Hinzu kommt, dass das Immunsystem von vielen bereits durch andere Krankheiten wie Tuberkulose oder AIDS geschwächt ist und viele Menschen keinen Zugang zur Corona-Schutzimpfung haben.
ShelterBox unterstützt Menschen in Not
Auch wir von ShelterBox versuchen, den negativen Auswirkungen von Obdachlosigkeit durch Katastrophen oder Konflikten entgegenzuwirken. Das tun wir, indem wir gemeinsam mit unseren Partnern vor Ort betroffene Familien mit Hilfsgütern unterstützen. Von uns erhalten sie zum Beispiel wichtige Dinge, die sie nach einer Katastrophe für den Wiederaufbau ihrer Unterkunft benötigen. Schließlich garantiert das Recht auf Obdach einen Anspruch auf menschenwürdige Unterkunft. Unsere Hilfsgüter tragen dazu bei, betroffene Familien vor Gefahren wie Kälte, Feuchtigkeit und Gewalt zu schützen.